Kommunikation- Stolpersteine und Tipps

13.03.2023

Wie funktioniert Kommunikation und wie kommt mein Inhalt bei meinem Gegenüber an? Wie vermeiden wir Stolpersteine und werden zu einem guten Zuhörer?
Philipp Nanzer, Einzel- Paar- und Familienberater klärt auf.

Ich sage etwas zu meinem Gegenüber und gehe automatisch davon aus, dass dieses versteht, was ich meine. Ganz einfach, oder nicht? In den meisten Fällen ist dies auch so, weil wir die gleichen Regeln befolgen, weil unsere Gehirne weitgehend aufeinander abgestimmt sind. Weil wir ähnlich «ticken». Allerdings schwingen in jeder Botschaft verschiedene Ebenen, verschiedene «Kanäle» mit, was zu Missverständnissen führen kann. Nebst dem eigentlichen Inhalt der Nachricht schwingt stets auch die Beziehungsebene mit oder auch ein vermeintlicher Appell. – Ein Beispiel: Wenn in einem Kurs jemand sagt, die Luft hier sei schlecht, so schwingt zum Beispiel als Beziehungsaspekt mit: «Was muten sie uns zu!». Als Selbstoffenbarung (auch ein wichtiger Kanal): «Ich kann jetzt dann nicht mehr zuhören» und als Appell «Fenster auf und Pause!».

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Kommunikationsstörungen entstehen oft durch eine Vermischung dieser Ebenen, was häufig geschieht und auch nicht tragisch ist, wenn wir uns auf der Beziehungsebene einig sind. Dann können wir auch sachliche Kontroversen austragen, weil klar ist, dass unsere Beziehung so definiert ist, dass wir Respekt voreinander haben, in diesem Moment am Inhalt interessiert sind, zuhören wollen und können und eine offene Atmosphäre kreieren möchten. Trotzdem passiert es oft, dass wir zum Beispiel unter Stress oder wenn wir müde oder misstrauisch sind, einen Vorwurf oder eine Kritik heraushören, wo gar keine gemeint ist. Auf unserer Paarberatungsstelle ist dies in vielen Sitzungen ein Thema. In diesem Fall müssen wir entschlüsseln und klären. Die zuhörende Person sollte dann nachfragen, zum Beispiel: «Worum geht es Dir jetzt genau?» oder «verstehe ich richtig, dass…?».

Die Person, die spricht, kann ein paar Dinge beachten:  Möglichst wenig Verallgemeinerungen wie «immer, nie, schon wieder…» benutzen. Ausserdem sind sogenannte Ich-Botschaften hilfreich – zum Beispiel:  «Ich bin da ganz anderer Meinung» anstatt zu sagen: «Du verstehst mal wieder nichts!» oder «was redest du da für ein komisches Zeug!». Nicht zuletzt ist es an Stelle von langen und umständlichen Einleitungen günstiger, eher kurze Sätze zu bilden, da sie rasch auf den «Punkt» (Sachaspekt) kommen. Natürlich machen auch nonverbale Aspekte etwas aus: Eine ruhige, freundliche Stimmlage und eine zugewandte Haltung mit ab und zu Blickkontakt, schaffen beim Gegenüber «gute Aufnahmebedingungen».

Zu einem gelungenen Gespräch kann auch die zuhörende Person einiges beitragen. Das «aktive oder empathische Zuhören» ist dafür sehr wichtig. Das bedeutet, dass ich versuche mich in mein Gegenüber hineinzuversetzen und deshalb in diesem Moment meine eigene Meinung zurückhalte. Ich praktiziere Empathie und einfühlendes Verstehen, indem ich nachfrage, mich offen und interessiert zeige und kurze Zusammenfassungen oder Kommentare dazu abgebe, was ich meine, verstanden zu haben. Diese Haltung ermuntert die sprechende Person zu noch mehr Offenheit, Klarheit und letztlich Wachstum. Die Methode des aktiven Zuhörens üben wir oft mit Paaren in der Beratung und geben dies auch als Hausaufgabe mit auf den Weg.

In diesem Sinne: Viel Spass beim Üben und Erfahrungen sammeln!

Philipp Nanzer, eff-zett das fachzentrum